Grundsätzliches zu Schellackoberflächen:

Es ist dokumentiert, dass die Brüder Etienne und Simon Martin um 1730 in Paris das Polierverfahren mit Schellack ausgeübt haben, sie versuchten die Lackoberflächen der bewunderten, glänzenden, importierten Möbel aus Japan und China nachzuarmen. Schellack wurde aus den Kolonien eingeführt, diese Absonderung einer Laus, die von Kautschukbäumen lebt, wurde seither als Lack für Möbel verwendet, und bis heute gibt es keinen besseren und schöneren Ausgangsstoff. In China und Indien hat Schellack eine Jahrtausende alte Tradition, selbst bei ägyptischen Grabfunden wurde Schellack entdeckt. Da das Schellack, mit Segelschiffen aus den Kolonien teuer importiert werden musste, war es für die einfachen Schreiner lange Zeit unbezahlbar. Auch noch im 19. Jahrhundert mussten viele Schreiner, besonders in den ländlichen Gebieten, billigere Verfahren wie Öllacke, Baumharze oder Wachse anwenden, weil sie Schellack nicht besorgen konnten oder weil er einfach zu teuer war.
Aus heutiger Sicht, gibt es dazu zwei Meinungen, die einen sagen: erst ab etwa 1790 sollten
Möbel Schellackpoliert werden und alle Möbel vorher, müssen mit Ölen, Harzen und Wachsen behandelt werden und die anderen sagen: Möbel ab etwa 1700 kann man mit Schellack handpolieren.
Schellack: Stocklack, Körnerlack, von niederländisch schel, „Schuppe“, Absonderung der Schildlaus coccus Lacca die an Kautschukbäumen in Indien und China lebt (später auch in Südamerika). Diese Absonderungen werden in Wasser gekocht und an der Sonne getrocknet, so bilden sich kleine durchsichtige Schuppen, in verschiedenen Farben und Qualitäten. Diese Schellackflocken bilden den Ausgangsstoff, für Schellackplatten, Siegellacke, Schellackkittstangen und daraus lassen sich Lacke in verschiedenen Reinheitsstufen und Qualitäten herstellen. Es gibt die Sorten, Rubin (rötlich), Lemon (goldfarben), Schwarz (eingefärbte, sogenannte französische Politur) und die beste Qualität, Doppelsonne, (von Ölen und Harzen gereinigt und gebleicht),
Die anderen Sorten enthalten noch Öle und Wachse. Diese Schellackplättchen werden mit Alkohol und anderen natürlichen Stoffen vermischt, daraus entsteht eine flüssige Schellackpolitur. Natürlich gibt es auch fertige Schellackpolituren unterschiedlicher Qualität im Handel. Nicht zu verwechseln mit der Möbelpolitur die zur Auffrischung eines fertigen Lackes benutzt wird. Kombiprodukte, mit Nitrozellulose lassen sich leichter und schneller auftragen, sollten aber aus verschiedenen Gründen nicht verwendet werden.

Es gibt verschiedene Oberflächenmöglichkeiten mit Schellack: mattiert, anpoliert, poliert, auspoliert und hochglanzpoliert und wieder mattgebüstet.
Diese Möbeloberflächen werden nach dem Polierverfahren mit dem Ballen von Hand in unzählbaren Schichten hergestellt.

Schellackmattierung: Als Schellackmattiert gelten alle Oberflächen die keine geschlossenen
Poren haben. Normalerweise wird eine Schellackmattine genommen, die nicht gereinigt ist und die noch Öle und Wachse enthält, diese Mattierung wird, nach der Grundierung und Zwischenschliff, mit Schellackgrund, in Holzrichtung mit einem relativ groben Ballen so lange aufgetragen bis eine relativ gleichmäßiger Seidenmattglanz entsteht.

Schellackpolitur: Das Schellackpolieren ist ein zeitaufwendiges Verfahren um eine haltbare Schicht Lack auf ein Möbel aufzubringen. Diese Oberfläche ist die schönste und haltbarste (innen) von allen, wenn sie dem entsprechend gepflegt wird.
Eine technisch einwandfreie Politurfläche ist nicht in einem, sondern nur in mehreren, durch Trocknungspausen, getrennte Arbeitsgängen herstellbar.
Diese sind das Einlassen, das Porenfüllen, das Grundpolieren, das Deckpolieren und das Abpolieren.
Grundsätzliches: Poliert wird mit verschiedenen Polierballen der innen aus Wolle und außen aus Leinen besteht. Am Anfang ist der Leinenüberzug grober dann wird er feiner.
Einlassen: Der Ballen wird mit einer schwachen Politur getränkt (viel Alkohol wenig Schellack) zuerst wird in ineinander gehenden Kreisbewegungen immer von außen nach innen poliert dann geht man in Achterbewegungen über, die Hand muß aus dem Gelenk rollen, dies ergibt eine exzentrische Bewegung, so dass sich die einzelnen Schichten besser ineinander verarbeiten können.
So erreicht man die ersten Schichten Lack auf dem rohen Holz. Diese ersten Schichten lässt man über Nacht trocknen.
Porenfüllen: Dann fügt man etwas feines Bimsmehl dazu. Das Bimsmehl verbindet sich mit dem Schellack und schließt so die Poren. Am Anfang, wenn noch viel Flüssigkeit im Ballen ist, drückt man weniger stark, dann immer mehr. Man muß darauf achten, dass das Bimsmehl wirklich nur in den Poren und nicht in der Lackoberffäche ist. Jetzt läßt man das Möbel über Nacht trocknen, am nächsten Morgen wird man feststellen, dass die Poren wieder etwas eingesunken sind und man macht solange weiter, bis die Poren vollkommen geschlossen sind.
Je längere Pausen zwischen den einzelnen Stufen des Polierens liegen, desto edler wird die Oberfläche.
Grundpolieren:Wenn die Poren einwandfrei gefüllt sind und nicht wieder einsacken, wird die Oberfläche fein geschliffen, nun beginnt man (neuer Ballen) mit dem Grundpolieren. Das Grundpolieren ergibt eine feine Schicht Lack über den geschlossenen Poren. Es wird nur mit sehr dünner Politur aufgetragen. Über Nacht trocknen lassen.
Deckpolieren: (neuer Ballen) erster Arbeitsgang: schleifen der grundpolierten Fläche mit
Schleiföl und Bimsmehl oder Schleifpapier. Mit dem Deckpolieren kommt der eigentliche
Schellacküberzug auf die Fläche. Wieder beginnt man mit einer schwachen Politur und der Ballen wird ganz durchgearbeitet, bis er keine Politur mehr abgibt. Wieder macht man ein gleichmäßiges Muster mit Kreisen, dann Achter, größere Achter, dann wieder Kreise usw., die Politur läßt man langsam dicker werden, d .h. mehr Schellack weniger Alkohol, jetzt muss man aufpassen dass man nicht mit dem Ballen klebenbleibt und kann einen Tropfen Polieröl auf den Ballen geben, noch wird etwas mit Bimsmehl gearbeitet das soll die Fläche fein schleifen. Aufpassen muß man, dass man nicht zu stark drückt, sonst reißt man den Lack tief auf, auch bei zu viel Alkohol besteht die Gefahr, dass man die Fläche aufreißt, nicht zu viel Bimsmehl oder Öl verwendet. Die gleichmäßige Auflagerung, der vielen hundert Schichten erfordert eine ziemlich körperliche Anstrengung. Der Polierraum muß absolut staubfrei sein da man sonst Polierläuse in die Fläche einarbeitet, die nur nach einer Wartezeit über Nacht wieder weggeschliffen werden können. Am nächsten Tag beginnt man wieder mit einer schwachen Politur arbeitet dann mit einer dickeren Politur weiter und gegen Ende wieder mit einer dünneren Politur.
Auspolieren: (neuer Ballen) 3 bis 4 Tage Trocknungszeit, dann fängt man wieder mit einer sehr schwachen Politur an und gibt ab jetzt keinen Schellack mehr dazu. Man poliert vorsichtig,
am Anfang mit wenig Druck, und dann immer stärker werdend, dabei verschiebt man die Leinenumhüllung immer wieder, so dass das Öl vom Ballen aufgenommen werden kann. Es werden nur wenige Tropfen von Alkohol verwendet (um nicht die Fläche aufzureißen), das Polieröl ist auf diese Weise zu entfernen. Zuerst runde Figuren dann achter dann gerade ausziehen. Jetzt kann man das restliche Öl, noch mit einer Benzoepolitur (Baumharz) und einer Hochglanzpolitur (neuer Ballen) auspolieren. Die Flächen müssen jetzt noch aushärten, das kann noch ein bis zwei Wochen
dauern. Das ist eine grobe Beschreibung der Arbeitsweise zum Herstellen einer Schellackpolitur.
Man sieht das das ganze Zeitaufwendig ist, Wissen und Können voraussetzt. So ist es auch verständlich, dass sich viele Leute Gedanken gemacht haben wie man das Verfahren abkürzt, vereinfachen und billiger machen kann. Und dabei sind Kombiprodukte, Schwabbellackverfahren und Spritzlacke entstanden, nur sind diese Verfahren nicht annähernd mit der echten Schellack-
handpolitur vergleichbar.



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